Inflation: Haltet den Dieb!

Draghis Eingriff in den Preismechanismus der Marktwirtschaft enteignet die kleinen Sparer und läßt dem normalen Konsumenten immer weniger vom Einkommen. Der staatliche Umgans mit Geld ist bekanntlich eine Geschichte von unablässigem Lug und Trug.

© Hannelore Foerster/Getty Images

Inflation ist Diebstahl. Das perfide an ihr ist, dass der Dieb nicht direkt ins Haus einbricht und das teure Gemälde mitgehen lässt, sondern im fernen Frankfurt sitzt und Geld druckt. Der Staat ist daran schuld. Inflation hat ihre Ursache in der expansiven Geldpolitik der Notenbanken. In der Eurozone ist die Menge an Bargeld und Sichteinlagen (M1) in den letzten Jahren um über 10 Prozent pro Jahr gestiegen, wie auch die breitere Geldmenge (M3), die Kredite und andere Geldmengenaggregate berücksichtigt, im Durchschnitt pro Jahr um über 5 Prozent wuchs.

Wer die Möglichkeit hat, die Geldmenge zu bestimmen oder zu beeinflussen, schafft die Grundlage für Preissteigerungen. Bislang konnte sich Mario Draghi im EZB-Turm noch rausreden. Seine Zielmarke für die Inflation war lange Zeit weit unter den von ihm angestrebten zwei Prozent. Jetzt lag sie nach langer Zeit in Deutschland im Februar darüber – bei 2,2 Prozent. Die Grundlage hat die EZB seit vielen Monaten selbst geschaffen. Ihre Nullzinspolitik und ihr Schuldenaufkaufprogramm spülten Geld aus dem Nichts in die Märkte. Damit schuf sie die Basis für diesen Preisanstieg, der zuerst bei den Immobilien- und Aktienmärkten ankam und jetzt auch bei den Konsumgütern. Zwar definiert das Statistische Bundesamt die Inflation als „die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden“, doch mit dieser Art von Statistik ist es so eine Sache.

Es gibt nicht den Durchschnittskonsumenten, die Durchschnittsfamilie oder den Durchschnittsstudenten. Jeder ist anders. Aber nicht nur das. Viel entscheidender ist die Tatsache, dass die Geldmengenveränderung nicht alle zum gleichen Zeitpunkt erreicht, sondern einige früher und einige später. Deshalb ist jeder Veränderung durch die Geldpolitik der Notenbanken ein Eingriff in das Handeln einzelner und das hat Folgen für Sparer, Investoren, Steuerzahler, Konsumenten, Unternehmer, Politiker, Rentner, Schüler und Studenten, Banker, Arbeitnehmer, Beamte und alle anderen am Gesellschaftsleben Beteiligten.

Dieser Sachverhalt ist nicht neu. Bereits der irische Ökonom Richard Cantillon (1680-1734) untersuchte die Folgen einer Veränderung der Geldmenge für die Marktteilnehmer. Cantillon beschreibt, welche Auswirkungen eine Geldmengenerhöhung auf die Geldhalter hat. Keineswegs ist dieser Vorgang – die Inflation – für alle Geldhalter gleichermaßen von Vorteil. Es profitieren besonders diejenigen, die das frische Geld zuerst erhalten. Insbesondere der Staat und die Geschäftsbanken ziehen den Nutzen aus der Geldmengenerhöhung, zu Lasten der Bürger. Heute gilt das immer noch. Finanzminister Schäuble muss fast keine Zinsen mehr für seine Schulden bezahlen und marode Banken können sich immer noch über Wasser halten. Cantillon lebte in Zeiten des Goldstandards, in der die Geldschöpfung nur durch eine stärkere Förderung von Gold in Goldminen oder durch Entdeckung und Raub von Gold möglich war. Heute ist die fast unbegrenzte Geldschöpfung durch Kreditvergabe der Banken aus dem Nichts möglich.

Was vielfach nicht beachtet wird, ist, dass dadurch eine schleichende Umverteilung von arm zu reich stattfindet. Diejenigen, die in den letzten Jahren in Vermögenswerte wie Aktien und Immobilien investieren konnten, haben tendenziell profitiert. Diejenigen, die das nicht konnten, müssen jetzt mit steigenden Preisen bei den Konsumgütern dafür bezahlen. Draghis Eingriff in den Preismechanismus unserer Marktwirtschaft enteignet die kleinen Sparer und läßt dem normalen Konsumenten immer weniger von seinem Einkommen. Leider ist Draghi kein Einzeltäter. Die Geschichte staatlichen Umgangs mit Geld ist bekanntlich eine Geschichte von unablässigem Lug und Trug.

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Kommentare ( 19 )

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Störk
7 Jahre her

im Jahre 2011 gab es innerhalb der FDP einen Mitgliederentscheid. Vordergründig ging es darum, ob die FDP-Fraktion dem ESM zustimmen und schlecht gewordenem Geld noch gutes hinterherwerfen sollte. Grundsätzlich war es eine Richtungsentscheidung: sollen Idealisten und freiheitsfundis wie Frank Schäffler und Gerhard Baum den Kurs der FDP bestimmen, oder prinzipienlose Wendehälse und Realos wie Guido Westerwelle?

Das Ergebnis war 44% für Freiheit und Marktwirtschaft gegen 55% dafür, das Westerwelle noch 2 Jahre länger Außenminister bleiben konnte.

Herr Schäffler hat in der FDP einen schweren Stand, aber wenn Sie auch in die Partei eintreten, dann kann die parteiinterne Mehrheit irgendwann kippen…

Ivan De Grisogono
7 Jahre her

Sie koennen nur theoretisch polemisieren. Auch die vielen nutzlosen Wiederholungen machen Ihre Ansichten nicht richtiger!
Trotzdem, EZB vernichtet Werte , Altersabsicherungen der Deutschen. Davon werden die Deutschen weniger und nicht mehr Wohlstand haben. Was ist Herr Draghi fuer Deutsche Buerger, ein Betrueger!

Cooper8
7 Jahre her
Antworten an  Ivan De Grisogono

Sie reden Unsinn!
Glauben Sie einfach, was immer Sie wollen und basteln sich die Welt, wie Sie ihnen gefällt!

Cooper8
7 Jahre her

Ich orientiere mich an Ökonomen, die im wissenschaftlichen Sinn korrekt arbeiten.
Auf den Seiten 23-25 können Sie bei dem Link sehen, dass zwischen der Inflationsrate und der Lohnentwicklung eine hohe Korrelation besteht.
http://www.iiea.com/ftp/Podcasts/Podcasts%20and%20PDFs%202015%20Temp/11_Sept_2015-Heiner_Flassbeck-Presentation_Slides.pdf

Eysel
7 Jahre her

Die klassische Theorie und Empirie sagt,
dass die Geldmenge mit Produktivitätsfortschritt (+Innovationsfortschritt) wachsen darf/soll.. –
DAS wurde ausser Kraft gesetzt.
Gar konterkariert.
Andere Kriterien zum Maßstab genommen.
Darin liegt der GRUNDLEGENDE Fehler.
Man begab sich (uns) in Terra inkognita.
Manövrierte sich uns in unbekannte Risiken hinein.
Gemäß dem Motto:
Korzfristiger Erfolg vor langfristigen Erfolg.
Hauptsache „die EU“ das große Renommier-Projekt scheitert nicht.
Kaufte Zeit mit Geld.
Alles Andere trat in den Hintergrund.
Und nun haben wir den Salat.

Eysel
7 Jahre her

Den Anstieg der Preise für „Betongold“ etc.
nennt man asset-price-inflation.
Die SOLLTE man herausrechnen.
Was ausgesprochen schwierig ist!!!
Ausserdem:
Per „Betongold“ etc. kann man sich reichrechnen.
Was ausgesprochen gefährlich ist.
Nicht „umsonst“ senken Banken die Beleihungsgrenzen für Immos.

Cooper8
7 Jahre her

Wenn es in Deutschland um die Themen Inflation und Schulden geht, ist eine rationale Debatte nicht mehr möglich!
Die Inflationsrate bezieht sich auf Preise des täglichen Lebens.
Die Preise für Immobilien haben einen untergeordneten Einfluss auf die Inflationsrate, die Mieten haben ein wenig Einfluss darauf und die Preise an den Börsen haben auf die Inflationsrate gar keinen Einfluss.
Es besteht eine hohe Korrelation zwischen der Lohnentwicklung und der Inflationsrate.
Warum regen Sie sich nicht über die viel zu niedrigen deutschen Löhne auf?
Das ist ein sehr großes reales Problem, das unmittelbar die Zukunft der Eurozone gefährdet?

Jim_BoB
7 Jahre her
Antworten an  Cooper8

Sie verstehen es jetzt auch noch nicht…..warum sollte ich mich um die „niedrigen deutschen Löhne“ kümmern? Das ist die Sache der Gewerkschaften bei ihren „Lohnrunden“ und „Streiks“, In der Zwischenzeit beteilige ich mich an deutschen Dax-Firmen die ordentlich oder mehr ordentlich an Dividende ausschütten. Den das sind Vermögenswerte. Jährlich ausschüttend. Den die EZB ist so „großzügig“ und kauft deren Anleihen, wie andere Leute Wasser trinken, zu fast Null Zins.. Dumm ist nur, die Firmen wissen bald nicht wohin mit dem billigen Geld und geben es als DIvidende aus….. aber EZB hat ja nichts, mit nichts zu tun.

Cooper8
7 Jahre her
Antworten an  Jim_BoB

Sie verstehen rein gar nichts und investieren ihr Geld in eine tickende Zeitbombe!
Die Unternehmen schieben deshalb viel Liquidität vor sich her, weil die realen Löhne zu niedrig sind. Auf Grund der zu niedrigen Löhne ist die Nachfrage schwach und die Unternehmen investieren gesamtwirtschaftlich in diesem Land nicht mehr, sondern sparen.
Das ganze System ist pervertiert und die zu niedrigen deutschen Löhne zerstören die Eurozone.
Wenn Sie die Zusammenhänge verstehen würden, würden Sie short gehen oder puts kaufen.

Johann Vetter
7 Jahre her

Den Aspekt, dass Inflation tendenziell umverteilende Wirkung von „Unten nach oben“ hat, finde ich gut, dass Sie in Erinnerung bringen.

Den politischen „Gerechtigkeits“- Propagandisten (Schulz, SPD, Kipping, Wagenknecht, Riexinger, LINKE, GRÜNE), die eher auf der Seite Draghis stehen, sollte das entgegen gehalten werden.

Harry James mit Armbrust
7 Jahre her

erst wenn er freiwillig geht, das ist mein Wissensstand …

T. Pohl
7 Jahre her

Inflation is like the neutron bomb: It destroys your bank account while leaving the figures intact….
Der angeblich unabhängige Herr Draghi, druckt auf Wunsch, zur Freude und unter Duldung von Frau Merkel und Herrn Schäuble (der Schwarzen Null der das wegen der schwarzen Null gut gefällt) Geld am laufenden Meter.
Wer wählt so was ?

sidious_
7 Jahre her

die EZB muss so handeln. draghi ist auch nur ein „opfer“ des systems. die EU-kommission und ihre mitgliedsstaaten erwarten dieses inflationäre handeln von der EZB. andernfalls wäre der euro oder sogar die EU längst geschichte. „whatever it takes“ eben – bis zum bitteren ende. armselige sackgasse, in die die tollen, besserwisserischen „eliten“ europa geführt haben…

Eysel
7 Jahre her
Antworten an  sidious_

Draghi wurde „politisch“ zu diesem Kurs gezwungen.
Ähnlich „Heli-Ben-Barnake“ in den USA.
Und nun kommen BEIDE aus der „Nummer“ nicht mehr heraus.
VWLler sagen, dass dieser Kurs ohne Beispiel ist.
Dass – selbst die VWLTheorie – dazu nichts hergibt.
„Terra inkognita“ nannte man so etwas einmal.
Völlig unbekanntes Gelände auf das man sic begeben hat.
Mit allen Risiken die „unbekanntes Gelände“ hat.
Kurzfristigen Erfolgen zuliebe ist man dieses enorme Risiko eingegangen.
Ein „Va banque Spiel“ könnte man auch sagen!
„Idiotisch“ sage ich,
DERMASSEN mit der gesamten Weltwirtschaft zu „spielen“