Donald Trumps Rede in Davos und der „Gigant“ Habeck

Ein "Nachrichtenmagazin" erklärt Grünen-Chef Robert Habeck nach seinen Anti-Trump-Kommentaren zum "Giganten" und "politischen Schwergewicht" neben dem US-Präsidenten. Was der wirklich in Davos gesagt und nicht gesagt hat, sollte man besser selbst nachlesen.

AFP/Getty Images

Schon bevor Donald Trump am Dienstag seine Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos gehalten hatte, versuchte die Bild-Zeitung eine Art von Duell zwischen ihm und Greta Thunberg zu inszenieren. Doch nach der Rede des amerikanischen Präsidenten machten andere deutsche Journalisten dann deutlich, wer ihrer Ansicht nach der größte und wichtigste Gegenspieler Trumps sei: Grünen-Chef Robert Habeck.

Die ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf hatte Habeck nach Trumps Rede mit dem Handy gefilmt, als er sagte: „Das war die schlechteste Rede, die ich in meinem Leben gehört habe.“ Denn: „Nur Selbstlob, Ignoranz, Missachtung von allen Leuten, kein Gespür, keine Wahrnehmung für globale Probleme.“ Und schließlich eine direkte Kampfansage: „Er ist der Gegner, er steht für alle Probleme, die wir haben“.

— Katrin Eigendorf (@KEigendorf) January 21, 2020

Eigendorf schob auch gleich in einem ganz ähnlichen Duktus wie ihr Gesprächspartner auf Twitter nach, dass die Trump-Rede gezeigt habe, dass er „eine Gefahr für die weitere Entwicklung der Welt ist.

Dieser Auftritt von Habeck, den man durchaus selbst als ziemlich undiplomatisch und aggressiv – „er ist der Gegner – empfinden konnte, war aber nur der Anfang der medialen Habeck-Festspiele. Habeck konnte in der 20-Uhr-Tagesschau seine Deutung aufsprechen, die in der Sendung mehr Raum einnahm als die Trump-Rede selbst. Da behauptete Habeck zum Beispiel, Trump habe „abgetan“, dass „der Klimawandel eine ernste Bedrohung ist“. Tatsächlich aber kommt das Wort Klima/Climate in Trumps Rede überhaupt nicht vor. Trump habe, so Habeck in der Tagesschau „abgestritten“, dass „sich die ökonomische Entwicklungsrichtung ändern muss, dass wir nachhaltiger wirtschaften, produzieren, Energie aufbauen müssen“. Aber auch davon sprach Trump gar nicht. Trump hat nichts abgestritten. Er ignorierte diese Themen einfach, sprach nur indirekt von „pessimists“.

Nachdem Habeck auch noch der Welt sagen konnte, dass Trump „mit voll geballter Faust dem Gastgeber ins Gesicht geschlagen“ habe (tatsächlich bedankte sich Trump zu Beginn seiner Rede ganz artig bei Klaus Schwab), ließ schließlich Spiegel-Redakteur Markus Feldenkirchen in seiner „Lage am Morgen“ alle Zurückhaltung fallen: „Trump vs. Habeck – Duell der Giganten“, so die Überschrift. Im Fließtext schreibt Feldenkirchen nochmal explizit: „Duell zweier politischer Schwergewichte“.

Habeck hat nun also zumindest in den Augen deutscher Alpha-Journalisten die weltpolitische Bedeutung des US-Präsidenten erreicht. Am Ende seines Auftritts auf Katrin Eigendorfs Handy sagt Habeck mit Blick auf Trump: „Ignoranz ist gar kein Ausdruck dafür.“ Dasselbe könnte man durchaus auch über Journalisten sagen, die dem Ko-Vorsitzenden der viertgrößten Oppositionspartei in dem 80-Millionen-Land Deutschland dasselbe politische Gewicht attestieren wie dem Präsidenten der Supermacht USA. 

Der wohl bekannteste Spiegel-Autor und Dauertalkshowgast Feldenkirchen zitiert lieber Habeck als Trump. Die Trump-Rede selbst lässt sich laut Feldenkirchen „so zusammenfassen: Ich bin der Geilste!“ Was der wirklich gesagt hat, erfahren seine Leser wiederum nur durch den Filter von drei herausgestellten Habeck-Zitaten:

„Im Grunde war es ein einziges Desaster.“ „Ich bin fassungslos, wie man so was hier verzapfen kann.“ „Es war die schlechteste Rede, die ich in meinem Leben gehört habe.“

Also, was hat Trump denn nun gesagt? Seine komplette Rede ist auf der Website des Weißen Hauses und in deutscher Übersetzung bei der amerikanischen Botschaft nachlesbar. Man kann das durchaus, wie es ein anderer Spiegel-Autor tut, einen „perversen Optimismus“ nennen, wenn ein Präsident sagt: „In America, we understand what the pessimists refuse to see: that a growing and vibrant market economy focused on the future lifts the human spirit and excites creativity strong enough to overcome any challenge — any challenge by far.“ Da fielen Sätze wie: „Fear and doubt is not a good thought process because this is a time for tremendous hope and joy and optimism and action.“ Aber auch dieser: „We’re committed to conserving the majesty of God’s creation and the natural beauty of our world.“ Nur das Klima kam eben nicht vor.

Zum großen Teil war die Rede schlicht eine Aufzählung ökonomischer Erfolge und vor allem deren positiver Auswirkungen für amerikanische Arbeitnehmer. Es war wie jede Trump-Rede eine Wahlkampfrede am falschen Ort. Trump sprach eben ganz offensichtlich nicht, um die Herzen von Robert Habeck, Greta Thunberg und der globalisierten Eliten zu gewinnen, die sich derzeit in Davos versammeln, sondern die seiner Wähler zuhause.

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