Die Abschaffung des 500-Euro-Scheins richtet sich gegen Zinsflüchtlinge

Die Abschaffung des 500ers ist nur ein weiterer Schritt, um die totale Kontrolle und den kompletten Zugriff auf das Geld der Bürger zu erlangen. Deshalb weine ich dem 500er nach. Auch wenn ich noch nie einen in der Tasche hatte.

Der 500-Euro-Schein wird in Rente geschickt. Ich habe zwar noch nie einen von den Roten in der Hosentasche  mit mir herumgetragen – aber ist das jetzt der große Schlag gegen Kriminelle, wie uns Bundesregierung und Europäische Zentralbank weiß machen wollen?

Flucht mit Millionen im Einkaufswagen

Tatsächlich – 1 Millionen Euro in 500er-Scheinen ergibt ein handliches Bündel: 20 Zentimeter dick ist es und wiegt 2,4 Kilo; Geld ist schwer. Es passt also schon nicht mehr in die Brieftasche, aber in jede stabile Handtasche der Gangsterbraut. Also gut, in 10-Euro-Scheinen wäre 1 Million ein 10 Meter hoher Stapel von immerhin 72 kg Gewicht. Die Flucht nach dem Bankraub zu Fuß und mit einem geklauten Einkaufswagen würde schon auffallen. Aber vorläufig bleibt ja noch der 200-€-Schein – 5,35 Kilo für einen kleinen Rucksack. Inkonsequent im Kampf gegen Kriminalität ist schon, dass der 500er ja weiterhin gültig bleibt. Gut, verschmutzte und zerknitterte Scheine sind dicker und schwerer. Aber sonst? Rund 500 Millionen kostet der ersatzweise Neudruck von Scheinen mit einem Wert von 200 Euros; davon entfallen anteilsmäßig etwa 110 Mio. auf den deutschen Steuerzahler. So viel sollte uns der wirkungslose Kampf gegen Kriminalität schon wert sein.

Denn vermutlich haben die Bargeld-Feinde nur zuviel Gangsterfilme gesehen oder „Narcos“, eine  US-Serie über Pablo Escobar, den kolumbianischen Drogenbaron. Weil keine Bank der Welt mehr sein vieles Geld aus dem Kokain-Schmuggel annahm und die  Briefkästen in Panama auch schon verstopft waren, ließ er es im Dschungel verbuddeln. Er hätte einfach nur größere Löcher gegraben.

Die EZB glaubt ihre Märchen selber nicht

Nicht einmal die EZB selbst glaubt noch an das Märchen, dass man durch das 500er-Verbot wirklich Kriminellen das Handwerk legen könnte: Ihr Direktoriumsmitglied und Volkswirt  Yves Mersch spottete kürzlich, man würde ja auch nicht Handys verbieten, bloß weil sich auch Gangster per Handy verabreden. Nicht einmal bar bezahlen kann man damit; jede Kassiererin im Supermarkt oder an der Tanke schickt einen zum Wechseln, wenn jemand den Roten zückt.

Nein, es geht schon um mehr. Der 500er ist die ideale Geldanlage; klein und leicht zu verstecken, was bei der Zunahme von Wohnungseinbrüchen ja ein wichtiges Argument ist. Wer größere Summen Bargeld hat, ist kein Dieb und kein Steuerhinterzieher – sondern will nur nicht alle Geheimnisse verraten. Nicht der Bank und nicht dem Ehepartner. Und auch nicht dem Finanzamt, das ja immer auf der Suche nach neuen Geldquellen ist.

Gerade hat der Internationale Währungsfonds IWF eine Abgabe von 10 % auf Guthaben empfohlen. Damit könnten viele Staaten ihre Schulden auf einen Schlag lösen. In Zypern wurde das während der Staatschuldenkrise schon vorexerziert – mein Gott, waren die reichen Russen da sauer, die dort gern ihr Geld abluden. Mit 500ern wäre das nicht passiert.

Auch Banken und die bayerischen Sparkassen bunkern wieder Bares – bekanntlich müssen sie Strafzinsen zahlen, wenn sie ihre (und auch unsere Sparguthaben) auf das Konto der Bundesbank legen. Die gesetzlichen Krankenkassen und die Rentenversicherung sind noch zu bequem dafür – auch sie zahlen mittlerweile Strafzinsen an die europäische Zentralbank für unsere Beitragsmillliarden, die nicht sofort ausgegeben werden können.

Nein, die Abschaffung des 500ers ist nur ein weiterer Schritt, um die totale Kontrolle und den kompletten Zugriff auf das Geld der Bürger zu erlangen. Deshalb weine ich dem 500er nach. Auch wenn ich noch nie einen in der Tasche hatte.

Diese Kolumne erscheint kürzer auch in Bild am Sonntag und auf Bild.de

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